In Begleitung meines Trainers Hansruedi Bühler und meiner Betreuerin Daniela Siegenthaler reise ich heute Morgen mit dem Zug zum Startort in Hauterive am schönen Neuenburgersee.
Es ist neblig und kalt. Weil der Berglauf kurz, aber vor allem sehr steil ist, hält sich mein Aufwärmen in Grenzen. Die Herausforderung liegt in erster Linie an der Startstrecke, weil sie komplett flach ist und durch eine Unterführung auf die andere Seite der Hauptstrasse führt, was zu ersten Staus führen kann. Um nicht in den Stau zu kommen, muss ich genug schnell starten, um möglichst weit vorne dabei zu sein, jedoch nicht zu schnell, um nicht schon auf den ersten 500 Metern das Pulver zu verschiessen.
Der Vertikal – so nennt sich diese Form von Berglauf -, welcher vom Start auf dem direktesten Weg zum Ziel, hier auf den Chaumont im Neuenburger Jura, führt, ist 3,8 Kilometer lang und hat happige 659 Meter Höhenunterschied.
Es ist Massenstart. Fröstelnd und etwas nervös stehe ich etwa in der 3. Reihe hinter der Startlinie. Der Speaker erklärt, dass auf dem Chaumont die Sonne scheint und das Thermometer dort warme 15°C anzeigt. Der Startschuss fällt. Ich versuche die flachen Meter zügig, aber auch nicht zu schnell hinter mich zu bringen, damit ich bei der Unterführung nicht wie beim letzten Mal in einen Stau gerate. Trotz meinem relativ schnellen Start hat die führende Läuferin bereits nach wenigen Metern schon einen beachtlichen Vorsprung auf mich.
Nach der Unterführung führt die Strecke durch das Dorf und mündet im meist engspurigen Wanderweg Richtung Chaumont. Nun ist der Naturweg sehr steil und es hat Wurzeln und Steine, was mir sehr entgegenkommt.
Da ich von Anfang an im Läuferfeld weit vorne bin, nicht zuletzt wegen des schnellen Starts, überhole ich dieses Mal nicht viele Läufer. Ich teile die Strecke gut ein und kann deshalb das Tempo gut halten, habe auch keinen «Hänger» zwischendurch, was eher erstaunlich ist nach so langer Wettkampfpause und fehlender Routine. Die vorauslaufende Läuferin kann ich nicht mehr einholen. Trotzdem kann ich auf dem letzten Kilometer aufdrehen und noch ein paar Läufer im Nebel überholen, bevor ich die Ziellinie im vom Speaker vor dem Start versprochenen Sonnenschein überquere.
Es ist heute mein insgesamt 200. Rennen und ich laufe wieder auf das Podest: Ich bin mit einer schnellen Zeit von 32 Minuten 22 Sekunden 2. Frau hinter Romane Gauthier, welche 34 Sekunden schneller ist. Als overall dritte Läuferin kommt Corinne Isler ins Ziel. Bei den Herren wird heute sogar der Streckenrekord geknackt: Christian Leu ist bereits nach 25:20 im Ziel!
Es ist heute meine persönliche Bestzeit nach 2019, wo ich ebenfalls nach einer schwierigen Berglaufsaison wieder gelaufen bin. Ich wurde damals 3. Heute war ich allerdings fast 2,5 Minuten schneller, auch ohne Topform – was für eine Steigerung!! Ein schönes Rennen und wieder so ein tolles Resultat – ich freue mich sehr darüber!