2. Rang am Verticale du Suchet VD – 10.10.2020

Eine längere Zugfahrt in den Kanton Waadt steht bevor. Es regnet und ist kalt. Ich hoffe, dass es auf der Laufstrecke nicht zu matschig wird und zuoberst auf dem Gipfel keinen Schnee hat!

Heute mache ich einen Vertikal mit Start in Les Mélèzes. Das Ziel ist auf dem schönen Mont Suchet, den ich von früheren Wanderungen über die Juragebirgszüge schon kenne. Der Unterschied zu einem klassischen Berglauf ist, dass hier nicht die Kilometer zählen, sondern die Höhenmeter: Der Vertikal führt auf dem direktesten Weg vom Start zum Ziel, sprich: Die Strecke ist 4 Kilometer lang und man bewältigt 900 Meter Höhenunterschied! Und auf das freue ich mich riesig! 😊

Es sind fast 250 Teilnehmer angemeldet (mehr sind nicht erlaubt). Auf dem Startgelände hat es nicht viele Leute, denn es ist Einzelstart. Alle 30 Sekunden startet ein Läufer; jeder hat seine genaue Startzeit. Das ist einerseits praktisch, um Massenansammlungen zu vermeiden (Vermeidung von Corona-Ansteckungen), andererseits kommt es beim Lauf und vor allem am Anfang zu keinen Staus auf der Strecke. Schliesslich führt die Strecke zuerst über einen Waldweg über Stock und Stein bis zur Baumgrenze. Dann läuft man stotzägredi (um es berndeutsch auszudrücken – dieser Begriff bringt es auf den Punkt) über das Bord zum höchsten Punkt auf dem Mont Suchet.

Für mich ist es eine Premiere, denn ich hatte noch nie einen Einzelstart an einem Lauf. Beim Einzelstart hast du keine direkte Konkurrenz, kein Läuferfeld und niemanden vorne, der dich ‚zieht‘. Aber wie gesagt, das muss überhaupt kein Nachteil sein, für mich jedenfalls nicht: Ich komme in keinen Stau, Überholen ist kein Problem und ich habe praktisch immer freie Bahn! Und: ich kann von Anfang an meinen eigenen Rhythmus laufen, ohne zu schnell starten zu ‚müssen‘. Für mich hat diese Art Lauf nur Vorteile!

Zum Glück hat es aufgehört zu regnen! Als ich loslaufe, komme ich sofort in einen guten Laufrhythmus und der steile Pfad macht mir einfach Spass! Auf der ersten Hälfte der Strecke überhole ich immer wieder Läuferinnen und Läufer, welche vor mir gestartet sind. Ich merke gleich, dass mir der Vertikal sehr gut liegt und ich komme so richtig in Fahrt!

Meine Befürchtungen wegen Matsch haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Es hat nur ganz vereinzelt wirklich rutschige Stellen. Auch hat es keinen Schnee!

Das Lustige ist, dass auf der Strecke keine Kilometer angegeben werden. Es hat Tafeln mit der Angabe, wie viele Höhenmeter man schon hinter sich hat! Als ich bei der Tafel mit 700 Höhenmetern vorbeilaufe, weiss ich, dass ich noch 200 vor mir habe, und das geht noch soo laaange….

Der Berglauf ist von Anfang an technisch anspruchsvoll. Und je näher das Ziel rückt, umso steiler wird es! Man muss beim Laufen kraftvoll abstossen und mit den Armen den Schwung mitnehmen. Ich habe noch 100 Höhenmeter zu machen und bin völlig im Flow und im Nebel 😁 !

Etwas unterhalb des Ziels steht mein Trainer und feuert mich an. Ich bin immer noch im Überholmodus und habe einfach eine Riesenfreude, weil es mir so gut läuft und es ein echtes Erlebnis ist, auf so einer Rampe einfach ‚hochzufliegen‘! Ich bin so begeistert, dass ich schon vor dem Zieleinlauf juble und die Arme hochstrecke! Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss, wie ich rangiert bin, freue ich mich über den schönen Lauf und die tolle Leistung – wenn’s läuft, dann läuft’s 😉 !

Am Nachmittag ist die Rangliste im Internet verfügbar. Mein gutes Gefühl hat mich nicht getäuscht: Ich werde 2. hinter der Französin Christel Dewalle (Bronzemedaillengewinnerin an der Berglauf-Europameisterschaft 2019) und freue mich extrem darüber! 3. wird Mélanie Jeannerod. Sowohl bei den Damen wie auch bei den Herren wird der Streckenrekord gebrochen. Übrigens ist meine Laufzeit sehr schnell: Overall mit den Männern werde ich 16.!

Für die Overall-Rangliste der Damen scrolle bis S. 21 ‚Scratch femmes‘. Overall-Rangliste der Herren auf S. 9.

Ohne Bewölkung würde man die Alpen sehen.
Danke meinem Trainer für die tolle Unterstützung!
An einem Verticale zählen nicht die Kilometer, sondern die Höhenmeter. Hier hat man 700 Meter Höhendifferenz geschafft – 200 stehen noch bevor…

6. Rang am Berglauf Hasle-Heiligkreuz-First LU – 4.10.2020

Wir starten heute bei schönstem Wetter, was nicht selbstverständlich ist, denn am Vortag hatte es in Strömen geregnet und oben im Ziel war es schneebedeckt gewesen!

Vor genau 5 Jahren, also 2015, habe ich hier mit einer schnellen Zeit von 46:36 (meiner persönlichen Bestzeit) gewonnen. Am Start fühle ich mich gut, ich traue mir heute eine schnelle Laufzeit zu.

Der Berglauf ist 8 Kilometer lang und hat 710 Meter Höhendifferenz. Der Start ist in Hasle und die Strecke führt über abwechslungsreiches Terrain (von geteerter Strasse, Waldweg, Wiese bis über eine steinige Rampe) via Heiligkreuz auf die First, wo sich das Ziel befindet.

Ich starte nicht zu schnell und fange erst nach einigen Minuten an zu überholen. Am Anfang bin ich bei den Läuferinnen etwa an 10. Stelle, was nicht ungewöhnlich ist. Aber es wird schnell klar, dass bei den Damen heute eine ausserordentlich gute Besetzung ist: Die beiden ersten Läuferinnen sind bald ausser Sichtweite und von der dritten Läuferin an habe ich zwar alle im Blick, komme jedoch am Schluss nicht mehr näher.

Im allgemeinen läuft es mir gut. Auf den letzten 3 Kilometern habe ich jedoch einen kleinen Krampf am Innenschenkel, was mich grad etwas verunsichert. Ich traue mich nicht mehr, beim Laufen richtig abzustossen. Zudem bin ich auf diesem letzten und steilsten Abschnitt nicht mehr ganz so ‚frisch‘, weshalb ich nicht mehr in der Lage bin, noch ‚ein Brikett draufzulegen‘ und anzugreifen.

Kurz vor dem Ziel schaue ich auf meine Stoppuhr und vermute eine eher langsame Zeit. Als ich jedoch sehe, dass erst etwas über 46 Minuten vergangen sind, realisiere ich, dass es noch knapp für eine persönliche Bestzeit reichen könnte und ziehe noch einen Endspurt an – 46:38! Also 2 Sekunden über meiner PB 🤣! Aber ich bin trotzdem nicht wirklich unzufrieden, denn die Form stimmt (Laufzeit ist toll)! Ich habe vermutlich im Flachen zu viel riskiert und deshalb am Ende die drei starken Läuferinnen knapp vor mir nicht mehr attackieren können. Und wie schon erwähnt: Die Besetzung bei den Läuferinnen war heute wirklich extrem gut! Die Siegerin Flavia Stutz und die 2.-platzierte Pascale Rebsamen waren nicht weit vom Streckenrekord der Damen, der im Jahr 2004 von Sarah Schütz mit einer Zeit von 43:23 aufgestellt worden war! Die 3.-rangierte Paula Gross ist nur 50 Sekunden von mir entfernt, dann folgen auf dem 4. Rang Selina Burch und als 5. Angela Haldimann.

Es ist auch aussergewöhnlich, dass gleich 6 Läuferinnen unter 47 Minuten laufen und auch im Männerfeld sehr gut rangiert sind – nur 19 Läufer waren schneller als ich 😁!

Nach dem Rennen: Selina Burch, ich und Angela Haldimann (v.l.n.r.)

3. Rang bei La Grimpette des Bedjuis VS – 12.9.2020

La Grimpette des Bedjuis im schönen Wallis gehört mit 6,3 km Streckenlänge und 960 m Höhendifferenz zu meinen Favoriten unter den Bergläufen. Der steile Berglauf liegt mir – ich habe ihn bereits 4x gewonnen! Heute starte ich hier übrigens zum 10. Mal 😉 !

Der Start ist in Riddes. Die Strecke führt auf dem ersten Kilometer durch das Dorf. Dann folgt die Abzweigung in die steilen Serpentinen bis ins Bergdorf Isérables. Schliesslich kommt der letzte und happigste Aufstieg bis zum Ziel auf Les Crêteaux.

Den ersten Kilometer durch das Dorf nehme ich relativ locker unter die Füsse. Anfangs preschen so viele Läufer an mir vorbei, dass ich sogleich keinen Überblick mehr habe. Ich bin bei den Läuferinnen irgendwo um die 10. Stelle. Sobald es in die Serpentinen geht und es endlich steigt, fange ich an zu überholen. Hier läuft es mir sehr gut. Bevor die Serpentinen enden und in die geteerte Strasse Richtung Isérables münden, überhole ich als letztes die Läuferin Laura Bocchino. In Sichtweite ist die nächste Läuferin Marjorie Berrut. Aber ich merke, dass es mir heute nicht so leicht geht wie auch schon und sie distanziert mich von hier an.

Dieser Abschnitt ist relativ lang und immer sehr steil. Auch wenn ich merke, dass ich heute vermutlich nicht meine beste Leistung abrufen kann und ich auch nicht so dynamisch laufe wie sonst, versuche ich mich auf den letzten und steilsten Kilometer des Laufes zu konzentrieren. Als es in diese letzte Steigung geht, welche teilweise fast überhängend ist, läuft von hinten Laura Bocchino in hohem Tempo auf mich auf. Wir duellieren uns – einmal läuft sie vorne, dann wieder ich, dann wieder sie…. Und laufend überholen wir weitere Läufer.

Langsam aber sicher merke ich, dass heute wirklich nicht ganz mein Tag ist: Ich spüre, wie sich langsam Wadenkrämpfe ankündigen… Und trotz allem: Es sind noch 500 Meter bis ins Ziel und von nun an bin ich tatsächlich vor Laura und versuche trotz Krämpfen meinen Rang zu verteidigen. Ich kann nicht mehr richtig rennen, darum habe ich meinen Stil in einen Marsch mit grossen Schritten umgewandelt (das ist mir noch nie passiert) und weil ich so gebückt laufe, ist mein Kinn fast auf dem Boden…

Die letzten 150 Meter flachen etwas ab und die Krämpfe sind so schlimm, dass ich nicht mehr anlaufen kann. Ich schleiche irgendwie ins Ziel , mit dem Bewusstsein, dass mich meine Verfolgerin Laura noch überspurten könnte. Aber ich habe Glück und es reicht mir noch!

Wie es mir hier auf dem letzten Kilometer ergangen ist, ist ein Beispiel dafür, wie unglaublich viel Zeit man in einer Rampe verlieren kann! Wenn du im extrem steilen Gelände nicht mehr flüssig läufst, dann geht es nicht mehr um ein paar wenige Sekunden, sondern du verlierst enorm viel Zeit!!! Es war hart (wegen der Krämpfe), ich bin es mir so nicht gewohnt. Normalerweise ist genau das mein Part und ich „fliege“ hoch! Aber ich muss auch wieder sagen, dass meine heutige Laufzeit von 50:18 relativ gesehen eigentlich gut ist! Meine persönliche Bestzeit von 48:31 wollte ich noch toppen, aber in dem Fall verschiebe ich es auf ein andermal 😉 !

Die beiden jungen Läuferinnen vor und hinter mir sind sehr talentiert. Vor mir wird Marjorie Berrut Zweite und hinter mir Laura Bocchino Vierte. Die Siegerin Christel Dewalle (Bronzemedaillengewinnerin an der Berglauf-Europameisterschaft 2019) läuft mit einer sagenhaften Zeit von 43:05 ins Ziel und unterbietet somit den bisherigen Streckenrekord der britischen Weltklasse-Bergläuferin Sarah Tunstall (47:27) um krasse 4:22!! Dewalle deklassiert nicht nur die starken Bergläuferinnen, sondern auch noch die meisten Läufer: Sie läuft nach dem 5. Läufer ins Ziel!

Auch bei den Herren kommt es zu neuem Streckenrekord: Nämlich der schnelle Kolumbianer William Rodriguez setzt die neue Marke von 38:28 und unterbietet die bisherige Rekordzeit von Rémi Bonnet.

Die aktuelle Rangliste (nach unten scrollen, dort sind die Overallranglisten unter ‚Scratch femmes‘ und ‚Scratch hommes‘ zu finden):

Aussicht von Isérables
Der letzte Kilometer…
Im Zielgelände auf Les Crêteaux

Sieg am Swiss TrailRun Pilatus LU – 22.8.2020

Es «kübelt» während der Hinfahrt mit dem Zug nach Luzern. Nach dem Ulmizberg-Lauf, welcher mir als Wiedereinstieg in den Berglauf-Wettkampf gedient hat, ist das hier erst mein zweiter Lauf dieses Jahr. Die Vorfreude ist riesig, vor allem wenn ich die Bilder der letztjährigen Erstaustragung des Trailruns anschaue, wo die vielen Treppen und Wurzelwege zu sehen sind!

Zur Strecke: Der Start ist in Kriens (LU) und das Ziel auf der «Drachenalp» bei der Fräkmüntegg (NW), unterhalb des Pilatus. Es sind 8,5 km und 930 m Höhendifferenz zu bewältigen. Die Strecke führt zuerst über einen steilen, geteerten Weg, welcher etwas später in einen Naturweg übergeht. Die untere Hälfte des Laufs hat extrem steile Abschnitte; Treppen und Pfade wechseln sich ab. Ein grosser Teil der gesamten Höhendifferenz wird hier schon gemacht. Die obere Streckenhälfte ist technisch sehr anspruchsvoll und fordert eine hohe Konzentration: Man läuft vor allem auf einem wurzeligen Waldpfad über Stock und Stein, es ist glitschig und der vom Regen aufgeweichte Boden morastig. Hier steigt es im Schnitt zwar weiterhin, aber die Strecke ist geprägt von kurzen Abstiegen und coupierten Abschnitten.

Zur «Corona-Organisation»: Dieses Jahr ist wegen der Corona-Situation alles etwas anders als gewohnt. Die rund 300 Läuferinnen und Läufer starten nicht alle gleichzeitig, sondern aufgeteilt in 5 Blöcken mit einem Abstand von je 30 Minuten. Ich starte hier zum ersten Mal und schätze meine Laufzeit auf ca. 1 Stunde. Da ich die Strecke noch nicht kenne, bin ich vorsichtig und stufe mich im 2. Startblock (ab 60 min) ein. Beim Start ist Maskenpflicht und man steht mit Abstand zwischen den einzelnen Läuferinnen und Läufer hinter der Startlinie ein. Die individuelle Laufzeit wird erst ab Überqueren der Startlinie ausgelöst, also kann man auch weit hinten einstehen, ohne dadurch Zeit einzubüssen.

Zum Rennen: Heute starte ich nicht zu schnell, denn im Gegensatz zum letzten Lauf (Ulmizberg 3,7 km) ist dieser Trail um einiges länger. Glücklicherweise hat sich das Wetter nun etwas beruhigt und es regnet gerade nicht. Das Läuferfeld ist ziemlich auseinandergezogen. Ich laufe weit vorne und habe viel Platz. Nach den vielen steilen Treppen und Pfaden bin ich fast alleine unterwegs: Vor mir ist nur noch ein Läufer! Ich komme voll in Fahrt und es macht einfach Spass 😊!

Da die obere Hälfte der Strecke „nur“ noch kurze steile Stellen hat und vor allem (jedenfalls gefühlt) coupiert über Wurzelpfade führt, bin ich als Bergläuferin, welche das ganz steile Terrain bevorzugt, besonders gefordert – ich muss mich auf dem technisch sehr anspruchsvollen Weg sehr konzentrieren und dabei den flüssigen Laufrhythmus behalten! Ich merke aber gleich, dass mir das Terrain liegt, und es macht richtig Spass, über diese Wurzeln zu rennen! «Es rollt!», denke ich und versuche das Tempo möglichst bis ins Ziel durchzuziehen. Ich rechne aber immer damit, dass mich Läufer auf diesem Abschnitt überholen. Wie sich zeigt, bin ich aber sehr schnell und konstant unterwegs, denn ich werde nach den Abstiegen nur noch von einem Läufer überholt, den ich nicht aus den Augen lasse und welcher mich bis ins Ziel «zieht»!

Beim Zieleinlauf höre ich mit halbem Ohr irgendwas von «Siegerin», aber ich bin mit den Gedanken noch beim Lauf und mein Blick haftet an der Stoppuhr, die eine Laufzeit von unter einer Stunde anzeigt: 58:18! Was für eine tolle Laufzeit!! Ich hoffe in dem Moment, dass es mir aufs Podest gereicht hat!

Da kommt die sympathische Läuferin Selina Burch auf mich zu, welche im Block 1 gestartet und schon länger im Zeil ist. Sie gratuliert mir zum Sieg – Wasss?!? Ich habe gewonnen? – Hammer!!! 😊 – so meine Reaktion. Ich kann es fast nicht fassen! Die Freude über diesen Sieg ist riesig; es war einfach ein gelungenes Rennen! Und die Konkurrenz war gross: Mit mir sind insgesamt 4 Läuferinnen unter einer Stunde gelaufen! Tolle Besetzung! Ich habe Selina vom virtuellen Podest verdrängt, sie ist vierte Läuferin. Die junge Sportlerin hat nach mir die zweitschnellste Zeit auf der oberen Streckenhälfte und hat die 3.-platzierte Amanda Stäheli fast eingeholt. Es fehlten nur noch 2 Sekunden! Nach mir auf Rang 2 ist Marketa Maly.

An diesem Beispiel sieht man, dass auch in Zeiten von Corona ein Lauf-Event erfolgreich durchgeführt werden kann! Danke dem tollen Organisator des Rennens, dem Verein SwissCityMarathon Lucerne!

Schnappschuss vor dem letzten Aufstieg. Aufnahme von Alpha Foto GmbH.

3. Rang am Bärner Bärgloufcup Ulmizberg BE – 7.8.2020

Mein erster Lauf seit Dezember! Ich habe mich extrem auf diese „Premiere“ gefreut! Nach dem Corona-Lockdown war ich richtig „hungrig“ nach einem Berglauf, wie zahlreiche andere Läuferinnen und Läufer auch!

Der Bärner Bärgloufcup besteht aus 5 Abendrennen, kurz aber knackig. Die Ziele sind: Gurten, Bütschelegg, Belpberg, Bantiger und Ulmizberg. Dieses Jahr hatte ich vor, drei bis vier dieser Läufe zu machen, da ich keine Probleme mehr mit den Füssen hatte. Ich habe mich riesig auf den Startschuss am Gurten gefreut, jedoch hatte ich mir die Woche vorher durch ein Missgeschick einen Wirbel im unteren Rücken-/Beckenbereich eingeklemmt, was mir einen Strich durch die Rechnung machte! Ich hatte grosse Schmerzen und konnte dadurch nicht mehr trainieren.

Nach der Behandlung bei meinem Osteopathen liessen die Schmerzen nach und es wurde von Tag zu Tag besser. In dieser Phase konnte ich ein paar kurze Trainings auf dem Spinning-Rad machen. Als letzte Vorbereitung auf den letzten Lauf dieser Serie, den Ulmizberg (leider ging die Heilung nicht so schnell), machte ich lediglich 2x ein Footing und 6x kurze Steigerungsläufe von 80m zum Testen, ob es mit dem Rennen gehen könnte – that’s it!

Vor dem Wettkampf fühle ich mich zwar gut, aber eine Restunsicherheit ist natürlich da. Heute ist es um die 30°C, aber die Rennstrecke führt fast ausschliesslich durch den angenehm schattigen Wald. Der Berglauf ist wie gesagt kurz und knackig, also 3,7 km Streckenlänge mit 310 m Höhendifferenz.

Heute starte ich hier schneller als letztes Jahr. Ich fühle mich gut und vergesse beim Laufen, dass ich jemals Schmerzen im Rücken hatte! Von Anfang an bin ich bei den Läuferinnen an 3. Position, dicht gefolgt von der Gesamtsiegerin dieses Berglaufcups, Gertrud Wiedemann. Irgendwo in der Hälfte der Strecke „tauschen“ wir die Positionen und ich laufe hinter ihr. Dieses Jahr ist es auffällig eng auf der Strecke, ich laufe manchmal Slalom zum Überholen von Männern. Mental habe ich einen kurzen Durchhänger. Als ich auf meine Stoppuhr blicke, sind über 14 Minuten vergangen. Wenn ich für den Ulmizberg zwischen 19 und 20 Minuten benötige, dann muss ich nur noch ca. 5 Minuten lang Gas geben, geht es mir durch den Kopf. Und was sind schon mickrige 5 Minuten im Leben?!?Also: GIB GAS!!

Gedacht, getan: Die letzten 5 Minuten drehe ich auf, überhole Gertrud und zahlreiche Läufer, auch wenn das Überholen auf dem nun einspurigen Waldpfad immer schwieriger wird und es bei der Treppe Stau gibt. Die letzten Meter auf dem nun breiteren Weg ziehe ich durch bis ins Ziel und laufe mit meiner persönlichen Bestzeit von 19:52 doch noch aufs Podest! Was für ein Rennen!

Es „blitzt“ nur noch in meinem Kopf, denn dieses Rennen war einfach toll: 1. Schmerzfrei gelaufen! 2. Trotz allen Umständen bin ich persönliche Bestzeit gelaufen! 3. Was für eine Konkurrenz: Auch Gertrud Wiedemann war am Ulmizberg noch nie so schnell und sie hat den Cup nun zum 3. Mal gewonnen! Die Siegerin und OL-Spitzenläuferin Sarina Jenzer hat den Streckenrekord um fast eine Minute pulverisiert! Und die 2. Läuferin Silje Ekroll Jahren, ebenfalls OL-Spitzenläuferin, war die bisherige Rekordhalterin auf dieser Strecke!

5. Rang am Allschwiler Klausenlauf BL – 8.12.2019

Als Kategorien-2. erhalte ich noch einen Preis

Die Berglaufsaison ist nun definitiv zu Ende. Da ich dieses Jahr aber kaum Rennen gelaufen bin und darum auch keine Pause nötig habe, starte ich am Allschwiler Klausenlauf auf der Kurzstrecke.

Der 6,6 km lange Lauf mit 105 m Höhendifferenz (je rauf und runter) ist eine Herausforderung für mich, da ich grundsätzlich Bergläuferin bin und solche mehr oder weniger ‚flachen‘ Strecken nicht mein Fokus sind.

Der sympathische Lauf im Baselbiet ist mit den schnellen Juniorinnen-Athletinnen immer sehr gut besetzt und somit ein guter Massstab. Es läuft mir überraschend gut – mit einer Zeit von 27:45 laufe ich ins Ziel und bin somit einen Km-Schnitt von 4:12 (inkl. 105 Höhenmeter) gelaufen! Ich bin total zufrieden und freue mich umso mehr über das gute Resultat, als der Rückstand auf die drittplatzierte Frau (Laufzeit 27:24) nicht so gross ist!

3. Rang am Verticale d’Hauterive NE – 10.11.2019

Nach einer schwierigen Berglaufsaison (nur 2 Läufe gemacht) freue ich mich, wieder einmal an einem richtigen Berglauf teilnehmen zu können – 3,8 km lang und 659 m Höhendifferenz! Der Start ist in Hauterive am schönen Neuenburgersee und das Ziel auf dem Chaumont. Wie man den vielen Höhenmetern (im Verhältnis zur Streckenlänge) entnehmen kann, führt die Strecke ohne Umwege direkt zum beliebten Aussichtspunkt des Neuenburger Juras.

Am Morgen beim Start ist es nicht viel über 0°C. Aber nach den ersten 500 Metern geht es nur noch steil hinauf und das Frieren vergeht von selbst…

Mit den Voraussetzungen, dass ich keine Wettkampfroutine mehr habe und ich zwar eine gute Basis habe, aber nicht in Topform bin, läuft es mir sehr gut. Ich starte nicht zu schnell und überhole weiter oben immer wieder Läuferinnen und Läufer. Im Ziel angekommen, freue ich mich über das gute Resultat und habe schon Vorfreude aufs nächste Jahr – dann will ich richtig angreifen 😉 !

Der Chaumont liegt noch im Nebel…
Der schöne Hafen von Hauterive

Podestplätze am Bärner Bärgloufcup Gurten/Ulmizberg BE – 5./9.8.2019

Nach langer Lauf- und Wettkampfpause ist mir das Comeback gelungen: 3. Rang auf dem Gurten und 2. Rang auf dem Ulmizberg. Ich habe noch ein wenig Rückstand auf meine persönlichen Bestzeiten, trotzdem mein Fazit: „I bi wider bi dä Lüt“! Aber vor allem freue ich mich darüber, wieder Bergläufe machen zu können!

2. Rang bei La Grimpette des Bédjuis VS – 8.9.2018

Der Berglauf: 6,3 Kilometer lang und 960 Meter Steigung. Der Start ist in Riddes, das Ziel auf Les Crêtaux, oberhalb des Bergdorfes Isérables.

In meiner Berglauf-Statistik muss ich weit zurückblättern – ich starte hier schon zum 9. Mal! Und: Es ist einer meiner besten Bergläufe überhaupt, denn ich habe hier bereits 4x gesiegt und mit einer Laufzeit von 48:31 (2016) den Streckenrekord bei den Damen. Das ist kein Zufall; dieser Berglauf mit den vielen Höhenmetern liegt mir einfach!

Letztes Jahr konnte ich krankheitsbedingt leider nicht starten. Doch seit meinem ersten Lauf 2018, dem Passwang-Berglauf (Jura-Top-Tour) im Juni, habe ich eine ziemliche Formsteigerung gemacht und bin läuferisch wieder auf einem hohen Niveau.

Als ich heute Morgen mit dem Zug ins Wallis reisen will, bleibt er im Bahnhof Frutigen lange stehen. Ich werde langsam nervös: Was ist los?!? Heute findet eines meiner Saisonziele und wichtigsten Rennen statt und ich komme nicht einmal bis zum Start nach Riddes? – Das gibt’s doch nicht! Eine echte Horrorvorstellung – noch schlimmer als der Kuhzaun letzte Woche am Hohsaas-Berglauf! Es kommt mir vor, als hätte sich alles gegen mich verschworen! Nun die Durchsage des Zugpersonals: Ein Güterzug ist im Tunnel steckengeblieben und unser Zug muss abwarten. Somit verpasse ich den Anschlusszug in Visp! Zum Glück habe ich den früheren Zug ins Wallis genommen, denn somit reicht der Anschluss eine Stunde später auch noch (jedoch hat auch der spätere Anschlusszug Verspätung…)! Ende gut, alles gut – ich komme rechtzeitig an! Huch, Glück gehabt!

Auch wenn heute der Erwartungsdruck gross ist, vor allem von mir selber, habe ich nach dem Hinreisestress praktisch keine Zeit mehr, um nervös zu werden. Auch die britische Weltklasseläuferin Sarah Tunstall ist am Start, welche ich 2016 bei meinem Rekordlauf hinter mir gelassen habe. Aber ich weiss, dass sowas eigentlich nicht normal ist!

Wieder starte ich locker und bin auf dem ersten Kilometer, welcher nur leicht ansteigt, bei den Frauen an 8. Stelle. Noch bevor die geteerte Strasse in den sehr steilen Bergweg übergeht, bin ich an 2. Stelle. Sarah Tunstall setzt sich als erste Frau schon früh ab. Für mich ist der Serpentinenweg ein guter Abschnitt; ich überhole laufend. Nach diesen ersten happigen Höhenmetern kommt nach dem Verpflegungsposten ein Abschnitt auf asphaltierter Strasse ins Bergdorf Isérables. Es sind ein paar Kehren durch das Dorf, wo die Zuschauer uns anfeuern. Man hat wenig Zeit, um die von der vorherigen starken Steigung gespannten Waden auf dem kurzen flachen Abschnitt zu entspannen… Schon bald kommt der letzte Verpflegungsposten und somit der letzte Kilometer. Und wer jetzt schon am Limit läuft und denkt: Nur noch ein Kilometer, dann bin ich schon im Ziel, der wird es jetzt sehr schwer haben: Der letzte Kilometer ist der steilste, härteste und längste, den ich kenne! Und: Absolut mein Lieblingsabschnitt (letztes Mal habe ich auf genau diesem letzten Kilometer meinen Rückstand auf Sarah Tunstall aufgeholt und habe schliesslich mit einem Vorsprung von 48 Sekunden dann gewonnen)! Heute hat Sarah einen Vorsprung, den ich nicht mehr einholen kann (1:20) und unterbietet somit meinen bisherigen Streckenrekord (neu 47:27). Aber: Ich laufe wieder so flüssig wie 2016 und komme mit einer Zeit von 48:47 im Ziel auf Les Crêtaux an! Meine PB habe ich somit nur um 16 Sekunden verpasst. Ich bin stolze 2. hinter einer der absolut schnellsten Bergläuferinnen der Welt! Es ist mir eine Ehre 😉

Auch bin ich enorm erleichtert, dass ich meinem Druck standgehalten habe und meine Topform beweisen konnte! Es ist unglaublich, wenn man die Rangliste anschaut: Wir, die ersten zwei Frauen, sind im Frauenfeld mit grossem Abstand voraus. Dritte wird, mit einem Rückstand von 6 Minuten auf mich, Camille Besse Barras. Sie war dieses Jahr am Frauenlauf in Bern 4. auf der 10km-Strecke.

Mit der sympathischen Siegerin Sarah Tunstall

Demnächst startet sie an der Berglauf Weltmeisterschaft – Good race, Sarah 😉 !

Preisverteilung auf dem Fussballplatz in Isérables…

… dem einzigen flachen Platz im Bergdorf!

Hier fangen die Serpentinen an.

Serpentinen im Steilhang Richtung Isérables

Das Ziel ist noch fern…

Sicht auf die andere Talseite (Grand u. Petit Muveran)

Rangliste 2018

2. Rang am Hohsaas Berglauf VS – 1.9.2018

Mich zieht es wieder ins Wallis. Der Start des Berglaufs ist in Saas-Grund auf über 1‘500 m ü. M. Die Strecke ist 10 Kilometer lang und hat einen Höhenunterschied von 850 Metern. Das Terrain wechselt zwischen geteerter breiter Strasse, schmalem Waldpfad und steinigem Naturweg.

Beim Start ist es bewölkt und ziemlich kalt. Ich starte locker, denn heute ist es schliesslich kein Bergsprint. Schon von Anfang an setzt sich die erste Läuferin Victoria Kreuzer ab. Die erste halbe Stunde läuft es mir prima, ich bin locker und laufe nicht am Limit.

Hinter mir ist niemand mehr. Längere Zeit laufe ich hinter einem Läufer, den ich in einem steileren Aufstieg überhole. Vor mir sehe ich nun leider niemanden mehr, ich bin in einer Lücke, leider. Das Problem: Ich kenne die Strecke nicht und die Streckenführung ist nicht immer eindeutig. Bis jetzt bin ich richtig gelaufen. Aber nun hänge ich auch noch den vorhin von mir überholten Läufer ab und ich bin allein auf weiter Flur. Nach den Serpentinen komme ich aus dem Wald und auf einen Naturweg zwischen Berghütten und einer Kapelle. Jetzt kommt das grosse Verhängnis: Der Weg geradeaus ist mit einem Kuhzaun versperrt. Ich sehe keine Markierung und nehme die einzige Variante, die Abzweigung nach rechts, welche um die Kapelle herum führt. Auch dort sehe ich keine Markierung. Nun komme ich ins Dribbeln: Wo muss ich weiter?!? Ich sehe mich um, renne wieder zurück, rufe, ob mich evtl. jemand hört und mir den richtigen Weg sagen kann, aber alles vergeblich. Leider sieht man von hier aus nicht weit. Ich fluche vor mich hin und bin wie auf Nadeln, was ich jetzt tun soll. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf die von mir abgehängten Läufer zu warten in der Hoffnung, dass von ihnen jemand den Weg kennt.

Es ist genau die Horrorvorstellung aufgetreten, die ein Läufer überhaupt haben kann – du bist allein unterwegs und plötzlich verlierst du die Laufstrecke! Endlich kommt eine Gruppe von vier Läufern, darunter mein Trainer Hansruedi Bühler. Zum Glück kennt einer der Läufer den Weg; es geht also doch geradeaus – über den Kuhzaun! Ich renne los wie von einer Wespe gestochen und ab jetzt ist der Weg zum Glück klar! Nach dieser Kunstpause, die ich zwangsläufig einlegen musste, habe ich den Drang, die verlorene Zeit aufzuholen. Aber das ist unmöglich! ‚Somit kannst du das Rennen nur noch als Trainingslauf betrachten‘, spricht meine innere Stimme. ‚Das Rennen ist schon vorbei!‘ Ich renne jetzt trotzdem voll und versuche die Gedanken zu verdrängen.

Es läuft mir trotz aller Umstände nicht so schlecht. Nur auf dem letzten Kilometer merke ich, dass ich nach dem Zwischenfall und der Tatsache, dass keine Läufer vor mir in Sicht sind, keinen Biss mehr habe, bis ganz zuletzt durchzuziehen. Aber für heute ist es OK so! Am Rang ändert nichts mehr, auch wenn die Laufzeit nun wirklich zum Vergessen ist. Aber ich weiss, dass ich in guter Form bin, also lasse ich das Resultat so stehen. Ich bin Zweite hinter der Spitzenathletin Victoria Kreuzer, welche eine extrem schnelle Zeit läuft.

Der Zwischenfall ist sehr schade (auch andere Läufer haben mir berichtet, dass sie sich verlaufen haben oder der Weg unklar war), denn der Berglauf hat mir abgesehen davon sehr gut gefallen, vor allem das alpine Gelände mit dem Ziel auf dem Kreuzboden auf 2‘397 Metern und das abwechslungsreiche Terrain.

Sicht vom Startgelände bei der Hohsaas-Bahn aus.

Sicht aus dem Zielgebiet auf die letzten 2 Kilometer des Laufes.

Die grossartige Siegerin Victoria Kreuzer und ich

Der Finger des Fotografen musste unbedingt drauf…