La Grimpette des Bedjuis im schönen Wallis gehört mit 6,3 km Streckenlänge und 960 m Höhendifferenz zu meinen Favoriten unter den Bergläufen. Der steile Berglauf liegt mir – ich habe ihn bereits 4x gewonnen! Heute starte ich hier übrigens zum 10. Mal 😉 !
Der Start ist in Riddes. Die Strecke führt auf dem ersten Kilometer durch das Dorf. Dann folgt die Abzweigung in die steilen Serpentinen bis ins Bergdorf Isérables. Schliesslich kommt der letzte und happigste Aufstieg bis zum Ziel auf Les Crêteaux.
Den ersten Kilometer durch das Dorf nehme ich relativ locker unter die Füsse. Anfangs preschen so viele Läufer an mir vorbei, dass ich sogleich keinen Überblick mehr habe. Ich bin bei den Läuferinnen irgendwo um die 10. Stelle. Sobald es in die Serpentinen geht und es endlich steigt, fange ich an zu überholen. Hier läuft es mir sehr gut. Bevor die Serpentinen enden und in die geteerte Strasse Richtung Isérables münden, überhole ich als letztes die Läuferin Laura Bocchino. In Sichtweite ist die nächste Läuferin Marjorie Berrut. Aber ich merke, dass es mir heute nicht so leicht geht wie auch schon und sie distanziert mich von hier an.
Dieser Abschnitt ist relativ lang und immer sehr steil. Auch wenn ich merke, dass ich heute vermutlich nicht meine beste Leistung abrufen kann und ich auch nicht so dynamisch laufe wie sonst, versuche ich mich auf den letzten und steilsten Kilometer des Laufes zu konzentrieren. Als es in diese letzte Steigung geht, welche teilweise fast überhängend ist, läuft von hinten Laura Bocchino in hohem Tempo auf mich auf. Wir duellieren uns – einmal läuft sie vorne, dann wieder ich, dann wieder sie…. Und laufend überholen wir weitere Läufer.
Langsam aber sicher merke ich, dass heute wirklich nicht ganz mein Tag ist: Ich spüre, wie sich langsam Wadenkrämpfe ankündigen… Und trotz allem: Es sind noch 500 Meter bis ins Ziel und von nun an bin ich tatsächlich vor Laura und versuche trotz Krämpfen meinen Rang zu verteidigen. Ich kann nicht mehr richtig rennen, darum habe ich meinen Stil in einen Marsch mit grossen Schritten umgewandelt (das ist mir noch nie passiert) und weil ich so gebückt laufe, ist mein Kinn fast auf dem Boden…
Die letzten 150 Meter flachen etwas ab und die Krämpfe sind so schlimm, dass ich nicht mehr anlaufen kann. Ich schleiche irgendwie ins Ziel , mit dem Bewusstsein, dass mich meine Verfolgerin Laura noch überspurten könnte. Aber ich habe Glück und es reicht mir noch!
Wie es mir hier auf dem letzten Kilometer ergangen ist, ist ein Beispiel dafür, wie unglaublich viel Zeit man in einer Rampe verlieren kann! Wenn du im extrem steilen Gelände nicht mehr flüssig läufst, dann geht es nicht mehr um ein paar wenige Sekunden, sondern du verlierst enorm viel Zeit!!! Es war hart (wegen der Krämpfe), ich bin es mir so nicht gewohnt. Normalerweise ist genau das mein Part und ich „fliege“ hoch! Aber ich muss auch wieder sagen, dass meine heutige Laufzeit von 50:18 relativ gesehen eigentlich gut ist! Meine persönliche Bestzeit von 48:31 wollte ich noch toppen, aber in dem Fall verschiebe ich es auf ein andermal 😉 !
Die beiden jungen Läuferinnen vor und hinter mir sind sehr talentiert. Vor mir wird Marjorie Berrut Zweite und hinter mir Laura Bocchino Vierte. Die Siegerin Christel Dewalle (Bronzemedaillengewinnerin an der Berglauf-Europameisterschaft 2019) läuft mit einer sagenhaften Zeit von 43:05 ins Ziel und unterbietet somit den bisherigen Streckenrekord der britischen Weltklasse-Bergläuferin Sarah Tunstall (47:27) um krasse 4:22!! Dewalle deklassiert nicht nur die starken Bergläuferinnen, sondern auch noch die meisten Läufer: Sie läuft nach dem 5. Läufer ins Ziel!
Auch bei den Herren kommt es zu neuem Streckenrekord: Nämlich der schnelle Kolumbianer William Rodriguez setzt die neue Marke von 38:28 und unterbietet die bisherige Rekordzeit von Rémi Bonnet.
Die aktuelle Rangliste (nach unten scrollen, dort sind die Overallranglisten unter ‚Scratch femmes‘ und ‚Scratch hommes‘ zu finden):