7,75 km und 970 Meter Höhendifferenz. Bericht folgt.
2. Rang am Verticale d’Hauterive NE – 13.11.2022
In Begleitung meines Trainers Hansruedi Bühler und meiner Betreuerin Daniela Siegenthaler reise ich heute Morgen mit dem Zug zum Startort in Hauterive am schönen Neuenburgersee.
Es ist neblig und kalt. Weil der Berglauf kurz, aber vor allem sehr steil ist, hält sich mein Aufwärmen in Grenzen. Die Herausforderung liegt in erster Linie an der Startstrecke, weil sie komplett flach ist und durch eine Unterführung auf die andere Seite der Hauptstrasse führt, was zu ersten Staus führen kann. Um nicht in den Stau zu kommen, muss ich genug schnell starten, um möglichst weit vorne dabei zu sein, jedoch nicht zu schnell, um nicht schon auf den ersten 500 Metern das Pulver zu verschiessen.
Der Vertikal – so nennt sich diese Form von Berglauf -, welcher vom Start auf dem direktesten Weg zum Ziel, hier auf den Chaumont im Neuenburger Jura, führt, ist 3,8 Kilometer lang und hat happige 659 Meter Höhenunterschied.
Es ist Massenstart. Fröstelnd und etwas nervös stehe ich etwa in der 3. Reihe hinter der Startlinie. Der Speaker erklärt, dass auf dem Chaumont die Sonne scheint und das Thermometer dort warme 15°C anzeigt. Der Startschuss fällt. Ich versuche die flachen Meter zügig, aber auch nicht zu schnell hinter mich zu bringen, damit ich bei der Unterführung nicht wie beim letzten Mal in einen Stau gerate. Trotz meinem relativ schnellen Start hat die führende Läuferin bereits nach wenigen Metern schon einen beachtlichen Vorsprung auf mich.
Nach der Unterführung führt die Strecke durch das Dorf und mündet im meist engspurigen Wanderweg Richtung Chaumont. Nun ist der Naturweg sehr steil und es hat Wurzeln und Steine, was mir sehr entgegenkommt.
Da ich von Anfang an im Läuferfeld weit vorne bin, nicht zuletzt wegen des schnellen Starts, überhole ich dieses Mal nicht viele Läufer. Ich teile die Strecke gut ein und kann deshalb das Tempo gut halten, habe auch keinen «Hänger» zwischendurch, was eher erstaunlich ist nach so langer Wettkampfpause und fehlender Routine. Die vorauslaufende Läuferin kann ich nicht mehr einholen. Trotzdem kann ich auf dem letzten Kilometer aufdrehen und noch ein paar Läufer im Nebel überholen, bevor ich die Ziellinie im vom Speaker vor dem Start versprochenen Sonnenschein überquere.
Es ist heute mein insgesamt 200. Rennen und ich laufe wieder auf das Podest: Ich bin mit einer schnellen Zeit von 32 Minuten 22 Sekunden 2. Frau hinter Romane Gauthier, welche 34 Sekunden schneller ist. Als overall dritte Läuferin kommt Corinne Isler ins Ziel. Bei den Herren wird heute sogar der Streckenrekord geknackt: Christian Leu ist bereits nach 25:20 im Ziel!
Es ist heute meine persönliche Bestzeit nach 2019, wo ich ebenfalls nach einer schwierigen Berglaufsaison wieder gelaufen bin. Ich wurde damals 3. Heute war ich allerdings fast 2,5 Minuten schneller, auch ohne Topform – was für eine Steigerung!! Ein schönes Rennen und wieder so ein tolles Resultat – ich freue mich sehr darüber!












Comeback und Sieg am Verticale du Suchet VD – 8.10.2022
Am Vorabend war ich überhaupt nicht nervös. Doch als ich am Morgen nach dem Aufstehen in den Spiegel schaue und in Gedanken zu mir sage: „Eigentlich will ich heute gewinnen…“, überkommt mich ein Kribbeln, das ich schon lange nicht mehr hatte, denn – seit meinem letzten Berglauf auf den Belpberg im August 2021 konnte ich verletzungsbedingt keinen einzigen Wettkampf mehr bestreiten.
Mein Vater holt mich morgens mit dem Auto ab. Die Anfahrt zum Startort in Les Mélèzes, im Kanton Waadt, ist etwas länger. Auf der Hinfahrt fängt es ziemlich heftig an zu regnen. Ich denke nochmals an die sportlich gesehen schwierige Zeit zwischen meinem letzten Berglauf und dem heutigen Comeback zurück.
Wegen meiner Fussfehlstellung und damit verbundenem Verletzungsrisiko habe ich mein Lauftraining immer auf ein absolutes Minimum beschränkt und dafür mehr auf dem Rennrad trainiert (auch wenn ich wegen des minimalen Lauftrainings immer gewisse Nachteile hatte). Da es mir im Sommer 2021 läuferisch so gut gegangen war, machte ich, weil ich zu euphorisch wurde, einen gravierenden Fehler: Ich habe in 3 Tagen 2 Wettkämpfe bestritten, was ich sonst nie tue.
Das hatte eine schmerzhafte und langwierige Sehnenentzündung an der Fussunterseite zur Folge. Nach einer kompletten Bewegungspause konnte ich nach einer Weile dank Alternativtraining wieder mit Velofahren anfangen. Aber richtige Trainings auf dem Rennvelo konnte ich erst ab Mitte Juli 2022 wieder absolvieren. Auch wenn die Entzündung immer noch nicht komplett verschwunden ist, versuchte ich 1x die Woche zu Fuss einen Berg hochzukommen – zuerst mit schnellem Hiking, dann in Kombination mit Jogging. Bis jetzt hat das gut funktioniert, die Entzündung ist dadurch nicht schlimmer geworden.
Weil es mir im Training so gut gelaufen ist, fasste ich den Entschluss, noch dieses Jahr einen Berglauf zu machen und zwar diesen heute: 4 km Streckenlänge und 900 Meter Höhenunterschied!
Ich starte im Regen. Es ist Einzelstart – alle 30 Sekunden startet ein Läufer. Das ist hier praktisch, weil es am Anfang einen eher schmalen Waldpfad hochgeht, welcher bei einem Massenstart zu Staus führen würde.
Zuerst führt der Weg über Stock und Stein durch den Wald. Es ist glitschig und technisch zum Laufen, was mir jedoch liegt. Die Laufstrecke ist von Anfang an steil und wird durch kurze „flachere“ (soweit man hier von flach sprechen kann) Abschnitte aufgelockert, jedoch wird sie weiter oben immer steiler. Irgendwann hört es auf zu regnen. Mir läuft es gut, ich überhole immer wieder Läufer, die vor mir gestartet sind.
Im Allgemeinen laufe ich eher etwas vorsichtig, aber so, dass ich im letzten Abschnitt doch noch mal richtig aufdrehen kann. Überglücklich, dass es mir so gut gelaufen ist, passiere ich die Ziellinie, auch wenn ich noch nicht weiss, wie die Rangliste ausfällt!
2020 lief ich hier in sehr schnellen 40:04 und wurde hinter der französischen Weltklasseläuferin Christelle Dewalle 2. Heute, das war vorher klar, würde ich eine solche Leistung nicht hinkriegen, weil mir nach so langer Laufpause und so kurzer Vorbereitungszeit (und so wenigen Lauftrainings) die Form einfach fehlt. Ich bin satte 3 Minuten langsamer als damals, trotzdem reicht es mir heute zum Sieg und vor allem zu einem absolut gelungenen Comeback!





2. Rang am Bärner Bärgloufcup Belpberg BE – 11.8.2021
Vom Gurtenberglauf habe ich mich gut erholt und weiss nun, dass ich in Form bin. Ich freue mich sehr auf den Belpberg! Es ist der 3. Lauf des Cups. Er ist 4,7 km lang und hat eine Steigung von 350 Metern. Heute werde ich versuchen, nicht so schnell zu starten wie am Gurten, damit ich auf der 2. Hälfte des Laufes noch etwas aufdrehen kann.
Nach dieser kalten und verregneten Zeit ist es nun doch noch sommerlich warm geworden! Bei Sonnenschein und heissen 29°C starten wir pünktlich um 19.00 Uhr in Belp. Im Gegensatz zum Gurtenlauf am Montag ist der erste Kilometer hier flach. Ich bin gut unterwegs, nicht zu schnell, aber auch nicht langsam. Schon bald kommt die Abzweigung in den Wald und es wird gleich ziemlich steil. Der Waldweg ist teilweise recht matschig vom ewigen Regen der vergangenen Zeit.
Nach dem steilen Waldpfad wird es flacher und es folgt ein kurzer Abstieg, wo ich mich von Monique Hofer etwas abhängen lasse. Ich fühle mich gut und merke, dass ich dieses Mal auf der zweiten Streckenhälfte noch Reserven habe. Locker nehme ich die nächste Steigung in Angriff. Anschliessend überhole ich Monique, steigere nun mein Tempo und versuche, dieses bis ins Ziel durchzubringen. Der letzte Kilometer ist hart, ich will mit dem Tempo nicht nachlassen und muss beissen bis zur Ziellinie, aber ich schaffe es: Mit einer Zeit von 25:10 werde ich hinter Alexa Burger 2. Frau! Dritte wird Monique Hofer, auf die ich stolze 23 Sekunden herausgeholt habe. Als Vierte kommt Gertrud Wiedemann ins Ziel. Meinen Plan mit der Streckeneinteilung habe ich dieses Mal super umgesetzt! Ich habe nun auf der zweiten Streckenhälfte sogar die schnellste Zwischenabschnittszeit bei den Damen 😉
Es ist immer eine Riesenfreude, an den schönen Läufen des Berner Berglaufcups dabei zu sein! Die Rennen sind immer sehr gut organisiert und die Stimmung ist super! Es „fägt“ einfach!

2. Rang am Bärner Bärgloufcup Gurten BE – 9.8.2021
Wie ich mich freue, als ich am Fusse des Gurten meine Startnummer abholen darf! Mein erstes Rennen seit 10 Monaten! Wegen der Pandemie wurden zahlreiche Läufe abgesagt oder verschoben. Endlich ist es für mich wieder so weit und ich bin ziemlich nervös und gespannt wie ein Pfeilbogen!
Der Gurtenberglauf ist das erste Rennen des Bärner Bärgloufcups. In einer Woche finden 5 Abendbergläufe rund um Bern statt (Gurten, Bütschelegg, Belpberg, Bantiger und Ulmizberg). Die Strecken sind jeweils nicht so lang, aber es geht immer bergauf. Die Herausforderung ist jeweils, möglichst schnell zu laufen (da sie ja so kurz sind) und die Strecke trotzdem so gut einzuteilen, dass das hohe Tempo bis zum Schluss gehalten werden kann.
Um 19.00 Uhr fällt der Startschuss und ich nehme die 3,6 Kilometer und 310 Meter Höhenunterschied mit zahlreichen Läuferinnen und Läufern unter die Füsse. Der Start ist sehr steil, man bewältigt auf den ersten knapp 2 km am meisten Höhenmeter, dann wird es kurz etwas flacher. Diese erste Hälfte des Rennens laufe ich sehr schnell, denn ich fühle mich sehr gut. Wie sich jedoch auf der zweiten Hälfte herausstellt, war der Start zu schnell – nach dem Abstieg im Gurtendörfli werde ich von Alexa Burger abgehängt und komme nicht mehr ran, auch wenn ich verglichen mit den männlichen Teilnehmern nicht viel Zeit verliere. Der weitere Aufstieg bis ins Ziel ist mässig, gefühlt fast flach, aber ab jetzt laufe ich nur noch auf den Felgen. Als ich mit der Zeit von 19:07 als 2. Frau ins Ziel laufe, bin ich einfach total happy! Auch wenn mir die Streckeneinteilung noch nicht ganz gelungen ist, bin ich nur knapp an meiner persönlichen Bestzeit von 19:03 (2015) „vorbeigelaufen“! Alexa Burger gewinnt mit einer sehr schnellen Zeit von 18:33, nicht mehr weit vom Streckenrekord von Lisa Berger (18:19). Dritte wird Kim Hadorn.
Ich freue mich einfach riesig, an diesem schönen Bergrennen laufen zu dürfen! Der Gurten ist einer meiner Favoriten, denn die Konkurrenz ist hier meistens gross und die Stimmung einfach toll! Und: Ich durfte ihn bereits 2x gewinnen (2015 und 2018). Ich bin stolz auf das heutige Resultat – die Form stimmt!
2. Rang am Verticale du Suchet VD – 10.10.2020
Eine längere Zugfahrt in den Kanton Waadt steht bevor. Es regnet und ist kalt. Ich hoffe, dass es auf der Laufstrecke nicht zu matschig wird und zuoberst auf dem Gipfel keinen Schnee hat!
Heute mache ich einen Vertikal mit Start in Les Mélèzes. Das Ziel ist auf dem schönen Mont Suchet, den ich von früheren Wanderungen über die Juragebirgszüge schon kenne. Der Unterschied zu einem klassischen Berglauf ist, dass hier nicht die Kilometer zählen, sondern die Höhenmeter: Der Vertikal führt auf dem direktesten Weg vom Start zum Ziel, sprich: Die Strecke ist 4 Kilometer lang und man bewältigt 900 Meter Höhenunterschied! Und auf das freue ich mich riesig! 😊
Es sind fast 250 Teilnehmer angemeldet (mehr sind nicht erlaubt). Auf dem Startgelände hat es nicht viele Leute, denn es ist Einzelstart. Alle 30 Sekunden startet ein Läufer; jeder hat seine genaue Startzeit. Das ist einerseits praktisch, um Massenansammlungen zu vermeiden (Vermeidung von Corona-Ansteckungen), andererseits kommt es beim Lauf und vor allem am Anfang zu keinen Staus auf der Strecke. Schliesslich führt die Strecke zuerst über einen Waldweg über Stock und Stein bis zur Baumgrenze. Dann läuft man stotzägredi (um es berndeutsch auszudrücken – dieser Begriff bringt es auf den Punkt) über das Bord zum höchsten Punkt auf dem Mont Suchet.
Für mich ist es eine Premiere, denn ich hatte noch nie einen Einzelstart an einem Lauf. Beim Einzelstart hast du keine direkte Konkurrenz, kein Läuferfeld und niemanden vorne, der dich ‚zieht‘. Aber wie gesagt, das muss überhaupt kein Nachteil sein, für mich jedenfalls nicht: Ich komme in keinen Stau, Überholen ist kein Problem und ich habe praktisch immer freie Bahn! Und: ich kann von Anfang an meinen eigenen Rhythmus laufen, ohne zu schnell starten zu ‚müssen‘. Für mich hat diese Art Lauf nur Vorteile!
Zum Glück hat es aufgehört zu regnen! Als ich loslaufe, komme ich sofort in einen guten Laufrhythmus und der steile Pfad macht mir einfach Spass! Auf der ersten Hälfte der Strecke überhole ich immer wieder Läuferinnen und Läufer, welche vor mir gestartet sind. Ich merke gleich, dass mir der Vertikal sehr gut liegt und ich komme so richtig in Fahrt!
Meine Befürchtungen wegen Matsch haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Es hat nur ganz vereinzelt wirklich rutschige Stellen. Auch hat es keinen Schnee!
Das Lustige ist, dass auf der Strecke keine Kilometer angegeben werden. Es hat Tafeln mit der Angabe, wie viele Höhenmeter man schon hinter sich hat! Als ich bei der Tafel mit 700 Höhenmetern vorbeilaufe, weiss ich, dass ich noch 200 vor mir habe, und das geht noch soo laaange….
Der Berglauf ist von Anfang an technisch anspruchsvoll. Und je näher das Ziel rückt, umso steiler wird es! Man muss beim Laufen kraftvoll abstossen und mit den Armen den Schwung mitnehmen. Ich habe noch 100 Höhenmeter zu machen und bin völlig im Flow und im Nebel 😁 !
Etwas unterhalb des Ziels steht mein Trainer und feuert mich an. Ich bin immer noch im Überholmodus und habe einfach eine Riesenfreude, weil es mir so gut läuft und es ein echtes Erlebnis ist, auf so einer Rampe einfach ‚hochzufliegen‘! Ich bin so begeistert, dass ich schon vor dem Zieleinlauf juble und die Arme hochstrecke! Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss, wie ich rangiert bin, freue ich mich über den schönen Lauf und die tolle Leistung – wenn’s läuft, dann läuft’s 😉 !
Am Nachmittag ist die Rangliste im Internet verfügbar. Mein gutes Gefühl hat mich nicht getäuscht: Ich werde 2. hinter der Französin Christel Dewalle (Bronzemedaillengewinnerin an der Berglauf-Europameisterschaft 2019) und freue mich extrem darüber! 3. wird Mélanie Jeannerod. Sowohl bei den Damen wie auch bei den Herren wird der Streckenrekord gebrochen. Übrigens ist meine Laufzeit sehr schnell: Overall mit den Männern werde ich 16.!
Für die Overall-Rangliste der Damen scrolle bis S. 21 ‚Scratch femmes‘. Overall-Rangliste der Herren auf S. 9.



6. Rang am Berglauf Hasle-Heiligkreuz-First LU – 4.10.2020
Wir starten heute bei schönstem Wetter, was nicht selbstverständlich ist, denn am Vortag hatte es in Strömen geregnet und oben im Ziel war es schneebedeckt gewesen!
Vor genau 5 Jahren, also 2015, habe ich hier mit einer schnellen Zeit von 46:36 (meiner persönlichen Bestzeit) gewonnen. Am Start fühle ich mich gut, ich traue mir heute eine schnelle Laufzeit zu.
Der Berglauf ist 8 Kilometer lang und hat 710 Meter Höhendifferenz. Der Start ist in Hasle und die Strecke führt über abwechslungsreiches Terrain (von geteerter Strasse, Waldweg, Wiese bis über eine steinige Rampe) via Heiligkreuz auf die First, wo sich das Ziel befindet.
Ich starte nicht zu schnell und fange erst nach einigen Minuten an zu überholen. Am Anfang bin ich bei den Läuferinnen etwa an 10. Stelle, was nicht ungewöhnlich ist. Aber es wird schnell klar, dass bei den Damen heute eine ausserordentlich gute Besetzung ist: Die beiden ersten Läuferinnen sind bald ausser Sichtweite und von der dritten Läuferin an habe ich zwar alle im Blick, komme jedoch am Schluss nicht mehr näher.
Im allgemeinen läuft es mir gut. Auf den letzten 3 Kilometern habe ich jedoch einen kleinen Krampf am Innenschenkel, was mich grad etwas verunsichert. Ich traue mich nicht mehr, beim Laufen richtig abzustossen. Zudem bin ich auf diesem letzten und steilsten Abschnitt nicht mehr ganz so ‚frisch‘, weshalb ich nicht mehr in der Lage bin, noch ‚ein Brikett draufzulegen‘ und anzugreifen.
Kurz vor dem Ziel schaue ich auf meine Stoppuhr und vermute eine eher langsame Zeit. Als ich jedoch sehe, dass erst etwas über 46 Minuten vergangen sind, realisiere ich, dass es noch knapp für eine persönliche Bestzeit reichen könnte und ziehe noch einen Endspurt an – 46:38! Also 2 Sekunden über meiner PB 🤣! Aber ich bin trotzdem nicht wirklich unzufrieden, denn die Form stimmt (Laufzeit ist toll)! Ich habe vermutlich im Flachen zu viel riskiert und deshalb am Ende die drei starken Läuferinnen knapp vor mir nicht mehr attackieren können. Und wie schon erwähnt: Die Besetzung bei den Läuferinnen war heute wirklich extrem gut! Die Siegerin Flavia Stutz und die 2.-platzierte Pascale Rebsamen waren nicht weit vom Streckenrekord der Damen, der im Jahr 2004 von Sarah Schütz mit einer Zeit von 43:23 aufgestellt worden war! Die 3.-rangierte Paula Gross ist nur 50 Sekunden von mir entfernt, dann folgen auf dem 4. Rang Selina Burch und als 5. Angela Haldimann.
Es ist auch aussergewöhnlich, dass gleich 6 Läuferinnen unter 47 Minuten laufen und auch im Männerfeld sehr gut rangiert sind – nur 19 Läufer waren schneller als ich 😁!


3. Rang bei La Grimpette des Bedjuis VS – 12.9.2020
La Grimpette des Bedjuis im schönen Wallis gehört mit 6,3 km Streckenlänge und 960 m Höhendifferenz zu meinen Favoriten unter den Bergläufen. Der steile Berglauf liegt mir – ich habe ihn bereits 4x gewonnen! Heute starte ich hier übrigens zum 10. Mal 😉 !
Der Start ist in Riddes. Die Strecke führt auf dem ersten Kilometer durch das Dorf. Dann folgt die Abzweigung in die steilen Serpentinen bis ins Bergdorf Isérables. Schliesslich kommt der letzte und happigste Aufstieg bis zum Ziel auf Les Crêteaux.
Den ersten Kilometer durch das Dorf nehme ich relativ locker unter die Füsse. Anfangs preschen so viele Läufer an mir vorbei, dass ich sogleich keinen Überblick mehr habe. Ich bin bei den Läuferinnen irgendwo um die 10. Stelle. Sobald es in die Serpentinen geht und es endlich steigt, fange ich an zu überholen. Hier läuft es mir sehr gut. Bevor die Serpentinen enden und in die geteerte Strasse Richtung Isérables münden, überhole ich als letztes die Läuferin Laura Bocchino. In Sichtweite ist die nächste Läuferin Marjorie Berrut. Aber ich merke, dass es mir heute nicht so leicht geht wie auch schon und sie distanziert mich von hier an.
Dieser Abschnitt ist relativ lang und immer sehr steil. Auch wenn ich merke, dass ich heute vermutlich nicht meine beste Leistung abrufen kann und ich auch nicht so dynamisch laufe wie sonst, versuche ich mich auf den letzten und steilsten Kilometer des Laufes zu konzentrieren. Als es in diese letzte Steigung geht, welche teilweise fast überhängend ist, läuft von hinten Laura Bocchino in hohem Tempo auf mich auf. Wir duellieren uns – einmal läuft sie vorne, dann wieder ich, dann wieder sie…. Und laufend überholen wir weitere Läufer.
Langsam aber sicher merke ich, dass heute wirklich nicht ganz mein Tag ist: Ich spüre, wie sich langsam Wadenkrämpfe ankündigen… Und trotz allem: Es sind noch 500 Meter bis ins Ziel und von nun an bin ich tatsächlich vor Laura und versuche trotz Krämpfen meinen Rang zu verteidigen. Ich kann nicht mehr richtig rennen, darum habe ich meinen Stil in einen Marsch mit grossen Schritten umgewandelt (das ist mir noch nie passiert) und weil ich so gebückt laufe, ist mein Kinn fast auf dem Boden…
Die letzten 150 Meter flachen etwas ab und die Krämpfe sind so schlimm, dass ich nicht mehr anlaufen kann. Ich schleiche irgendwie ins Ziel , mit dem Bewusstsein, dass mich meine Verfolgerin Laura noch überspurten könnte. Aber ich habe Glück und es reicht mir noch!
Wie es mir hier auf dem letzten Kilometer ergangen ist, ist ein Beispiel dafür, wie unglaublich viel Zeit man in einer Rampe verlieren kann! Wenn du im extrem steilen Gelände nicht mehr flüssig läufst, dann geht es nicht mehr um ein paar wenige Sekunden, sondern du verlierst enorm viel Zeit!!! Es war hart (wegen der Krämpfe), ich bin es mir so nicht gewohnt. Normalerweise ist genau das mein Part und ich „fliege“ hoch! Aber ich muss auch wieder sagen, dass meine heutige Laufzeit von 50:18 relativ gesehen eigentlich gut ist! Meine persönliche Bestzeit von 48:31 wollte ich noch toppen, aber in dem Fall verschiebe ich es auf ein andermal 😉 !
Die beiden jungen Läuferinnen vor und hinter mir sind sehr talentiert. Vor mir wird Marjorie Berrut Zweite und hinter mir Laura Bocchino Vierte. Die Siegerin Christel Dewalle (Bronzemedaillengewinnerin an der Berglauf-Europameisterschaft 2019) läuft mit einer sagenhaften Zeit von 43:05 ins Ziel und unterbietet somit den bisherigen Streckenrekord der britischen Weltklasse-Bergläuferin Sarah Tunstall (47:27) um krasse 4:22!! Dewalle deklassiert nicht nur die starken Bergläuferinnen, sondern auch noch die meisten Läufer: Sie läuft nach dem 5. Läufer ins Ziel!
Auch bei den Herren kommt es zu neuem Streckenrekord: Nämlich der schnelle Kolumbianer William Rodriguez setzt die neue Marke von 38:28 und unterbietet die bisherige Rekordzeit von Rémi Bonnet.
Die aktuelle Rangliste (nach unten scrollen, dort sind die Overallranglisten unter ‚Scratch femmes‘ und ‚Scratch hommes‘ zu finden):






Sieg am Swiss TrailRun Pilatus LU – 22.8.2020
Es «kübelt» während der Hinfahrt mit dem Zug nach Luzern. Nach dem Ulmizberg-Lauf, welcher mir als Wiedereinstieg in den Berglauf-Wettkampf gedient hat, ist das hier erst mein zweiter Lauf dieses Jahr. Die Vorfreude ist riesig, vor allem wenn ich die Bilder der letztjährigen Erstaustragung des Trailruns anschaue, wo die vielen Treppen und Wurzelwege zu sehen sind!
Zur Strecke: Der Start ist in Kriens (LU) und das Ziel auf der «Drachenalp» bei der Fräkmüntegg (NW), unterhalb des Pilatus. Es sind 8,5 km und 930 m Höhendifferenz zu bewältigen. Die Strecke führt zuerst über einen steilen, geteerten Weg, welcher etwas später in einen Naturweg übergeht. Die untere Hälfte des Laufs hat extrem steile Abschnitte; Treppen und Pfade wechseln sich ab. Ein grosser Teil der gesamten Höhendifferenz wird hier schon gemacht. Die obere Streckenhälfte ist technisch sehr anspruchsvoll und fordert eine hohe Konzentration: Man läuft vor allem auf einem wurzeligen Waldpfad über Stock und Stein, es ist glitschig und der vom Regen aufgeweichte Boden morastig. Hier steigt es im Schnitt zwar weiterhin, aber die Strecke ist geprägt von kurzen Abstiegen und coupierten Abschnitten.
Zur «Corona-Organisation»: Dieses Jahr ist wegen der Corona-Situation alles etwas anders als gewohnt. Die rund 300 Läuferinnen und Läufer starten nicht alle gleichzeitig, sondern aufgeteilt in 5 Blöcken mit einem Abstand von je 30 Minuten. Ich starte hier zum ersten Mal und schätze meine Laufzeit auf ca. 1 Stunde. Da ich die Strecke noch nicht kenne, bin ich vorsichtig und stufe mich im 2. Startblock (ab 60 min) ein. Beim Start ist Maskenpflicht und man steht mit Abstand zwischen den einzelnen Läuferinnen und Läufer hinter der Startlinie ein. Die individuelle Laufzeit wird erst ab Überqueren der Startlinie ausgelöst, also kann man auch weit hinten einstehen, ohne dadurch Zeit einzubüssen.
Zum Rennen: Heute starte ich nicht zu schnell, denn im Gegensatz zum letzten Lauf (Ulmizberg 3,7 km) ist dieser Trail um einiges länger. Glücklicherweise hat sich das Wetter nun etwas beruhigt und es regnet gerade nicht. Das Läuferfeld ist ziemlich auseinandergezogen. Ich laufe weit vorne und habe viel Platz. Nach den vielen steilen Treppen und Pfaden bin ich fast alleine unterwegs: Vor mir ist nur noch ein Läufer! Ich komme voll in Fahrt und es macht einfach Spass 😊!
Da die obere Hälfte der Strecke „nur“ noch kurze steile Stellen hat und vor allem (jedenfalls gefühlt) coupiert über Wurzelpfade führt, bin ich als Bergläuferin, welche das ganz steile Terrain bevorzugt, besonders gefordert – ich muss mich auf dem technisch sehr anspruchsvollen Weg sehr konzentrieren und dabei den flüssigen Laufrhythmus behalten! Ich merke aber gleich, dass mir das Terrain liegt, und es macht richtig Spass, über diese Wurzeln zu rennen! «Es rollt!», denke ich und versuche das Tempo möglichst bis ins Ziel durchzuziehen. Ich rechne aber immer damit, dass mich Läufer auf diesem Abschnitt überholen. Wie sich zeigt, bin ich aber sehr schnell und konstant unterwegs, denn ich werde nach den Abstiegen nur noch von einem Läufer überholt, den ich nicht aus den Augen lasse und welcher mich bis ins Ziel «zieht»!
Beim Zieleinlauf höre ich mit halbem Ohr irgendwas von «Siegerin», aber ich bin mit den Gedanken noch beim Lauf und mein Blick haftet an der Stoppuhr, die eine Laufzeit von unter einer Stunde anzeigt: 58:18! Was für eine tolle Laufzeit!! Ich hoffe in dem Moment, dass es mir aufs Podest gereicht hat!
Da kommt die sympathische Läuferin Selina Burch auf mich zu, welche im Block 1 gestartet und schon länger im Zeil ist. Sie gratuliert mir zum Sieg – Wasss?!? Ich habe gewonnen? – Hammer!!! 😊 – so meine Reaktion. Ich kann es fast nicht fassen! Die Freude über diesen Sieg ist riesig; es war einfach ein gelungenes Rennen! Und die Konkurrenz war gross: Mit mir sind insgesamt 4 Läuferinnen unter einer Stunde gelaufen! Tolle Besetzung! Ich habe Selina vom virtuellen Podest verdrängt, sie ist vierte Läuferin. Die junge Sportlerin hat nach mir die zweitschnellste Zeit auf der oberen Streckenhälfte und hat die 3.-platzierte Amanda Stäheli fast eingeholt. Es fehlten nur noch 2 Sekunden! Nach mir auf Rang 2 ist Marketa Maly.
An diesem Beispiel sieht man, dass auch in Zeiten von Corona ein Lauf-Event erfolgreich durchgeführt werden kann! Danke dem tollen Organisator des Rennens, dem Verein SwissCityMarathon Lucerne!

3. Rang am Bärner Bärgloufcup Ulmizberg BE – 7.8.2020
Mein erster Lauf seit Dezember! Ich habe mich extrem auf diese „Premiere“ gefreut! Nach dem Corona-Lockdown war ich richtig „hungrig“ nach einem Berglauf, wie zahlreiche andere Läuferinnen und Läufer auch!
Der Bärner Bärgloufcup besteht aus 5 Abendrennen, kurz aber knackig. Die Ziele sind: Gurten, Bütschelegg, Belpberg, Bantiger und Ulmizberg. Dieses Jahr hatte ich vor, drei bis vier dieser Läufe zu machen, da ich keine Probleme mehr mit den Füssen hatte. Ich habe mich riesig auf den Startschuss am Gurten gefreut, jedoch hatte ich mir die Woche vorher durch ein Missgeschick einen Wirbel im unteren Rücken-/Beckenbereich eingeklemmt, was mir einen Strich durch die Rechnung machte! Ich hatte grosse Schmerzen und konnte dadurch nicht mehr trainieren.
Nach der Behandlung bei meinem Osteopathen liessen die Schmerzen nach und es wurde von Tag zu Tag besser. In dieser Phase konnte ich ein paar kurze Trainings auf dem Spinning-Rad machen. Als letzte Vorbereitung auf den letzten Lauf dieser Serie, den Ulmizberg (leider ging die Heilung nicht so schnell), machte ich lediglich 2x ein Footing und 6x kurze Steigerungsläufe von 80m zum Testen, ob es mit dem Rennen gehen könnte – that’s it!
Vor dem Wettkampf fühle ich mich zwar gut, aber eine Restunsicherheit ist natürlich da. Heute ist es um die 30°C, aber die Rennstrecke führt fast ausschliesslich durch den angenehm schattigen Wald. Der Berglauf ist wie gesagt kurz und knackig, also 3,7 km Streckenlänge mit 310 m Höhendifferenz.
Heute starte ich hier schneller als letztes Jahr. Ich fühle mich gut und vergesse beim Laufen, dass ich jemals Schmerzen im Rücken hatte! Von Anfang an bin ich bei den Läuferinnen an 3. Position, dicht gefolgt von der Gesamtsiegerin dieses Berglaufcups, Gertrud Wiedemann. Irgendwo in der Hälfte der Strecke „tauschen“ wir die Positionen und ich laufe hinter ihr. Dieses Jahr ist es auffällig eng auf der Strecke, ich laufe manchmal Slalom zum Überholen von Männern. Mental habe ich einen kurzen Durchhänger. Als ich auf meine Stoppuhr blicke, sind über 14 Minuten vergangen. Wenn ich für den Ulmizberg zwischen 19 und 20 Minuten benötige, dann muss ich nur noch ca. 5 Minuten lang Gas geben, geht es mir durch den Kopf. Und was sind schon mickrige 5 Minuten im Leben?!? – Also: GIB GAS!!
Gedacht, getan: Die letzten 5 Minuten drehe ich auf, überhole Gertrud und zahlreiche Läufer, auch wenn das Überholen auf dem nun einspurigen Waldpfad immer schwieriger wird und es bei der Treppe Stau gibt. Die letzten Meter auf dem nun breiteren Weg ziehe ich durch bis ins Ziel und laufe mit meiner persönlichen Bestzeit von 19:52 doch noch aufs Podest! Was für ein Rennen!
Es „blitzt“ nur noch in meinem Kopf, denn dieses Rennen war einfach toll: 1. Schmerzfrei gelaufen! 2. Trotz allen Umständen bin ich persönliche Bestzeit gelaufen! 3. Was für eine Konkurrenz: Auch Gertrud Wiedemann war am Ulmizberg noch nie so schnell und sie hat den Cup nun zum 3. Mal gewonnen! Die Siegerin und OL-Spitzenläuferin Sarina Jenzer hat den Streckenrekord um fast eine Minute pulverisiert! Und die 2. Läuferin Silje Ekroll Jahren, ebenfalls OL-Spitzenläuferin, war die bisherige Rekordhalterin auf dieser Strecke!
Kurz vor dem Ziel… Total happy im Ziel!